Bei der Wahl des richtigen Laufschuhes sollte auch immer die Abrollbewegung berücksichtigt werden. Somit stößt Du unweigerlich auch auf die Begriffe der Supination und der Pronation. Doch was versteht man unter diesen Begriffen und inwiefern solltest Du diese beachten?
Ganz wichtig vorneweg sollte erwähnt sein, dass Supination und Pronation nicht die einzigen Parameter bei der Wahl eines Laufschuhs sind, dennoch nicht ganz vernachlässigt werden sollten.
Was versteht man unter Pronation?
Unter Pronation versteht man die natürliche Dämpfungsbewegung des Fußes, bei der der Fuß nach innen knickt. Es handelt sich somit um das „normale“ Abrollverhalten des Fußes. Dabei wird der äußere Fußrand gehoben und der innere gesenkt. Es findet eine natürliche Drehbewegung aufgrund der Flexibilität des Fußgelenks statt. Knickt der Fuß allerdings sehr stark nach innen, so spricht man von einer Überpronation.
Bei einer Überpronation liegt unter Umständen eine stärkere Belastung von Bändern, Sehnen und Gelenken vor, wobei vielerlei Ursachen identifiziert werden können. Genetische Veranlagung, grundlegende Fußfehlstellungen, wie zum Beispiel Senk- oder Plattfuß, aber auch Übergewicht können eine Überpronation verursachen. Zudem sollte immer bedacht werden, dass der Pronationsgrad während des Laufes variiert. Somit steigt die Pronation mit zunehmender Ermüdung an. Daher ist es gar nicht ungewöhnlich, dass man am Ende eines langen Laufs in die Überpronation fällt, was erstmal kein Grund zur Besorgnis ist. Analog dazu neigen auch Laufanfänger häufiger zur Überpronation, da ihr Stützapparat noch nicht ausreichend trainiert ist und die Ermüdung somit früher eintritt.
Studien zeigen, dass Überpronierer nicht häufiger verletzt sind als Läufer mit normalem Abrollverhalten!
Was versteht man unter Supination?
Unter Supination versteht man ein Abrollverhalten des Fußes mit der Hebung des inneren Fußrandes bei gleichzeitiger Senkung des äußeren, konkret das Abrollen über die Fußaußenseite. Supination ist seltener anzutreffen und geht oftmals mit einer O-Bein-Stellung einher.
Folgende Tabelle gibt Anhaltspunkte darüber, wann von Supination und Pronation gesprochen wird und was man unter einem „normalen“ Abrollverhalten versteht*:
Winkel | Fußstellung |
>10° nach innen gerichtet | Starke Pronation/ Überpronation |
7° bis 10° nach innen gerichtet | Leichte Pronation |
1° bis 7° nach innen gerichtet | neutral |
-3° bis 0° nach außen gerichtet | Leichte Supination |
>-3° nach außen gerichtet | Starke Supination |
*hierbei geht es um den Winkel, wenn der Fuß unbewegt auf dem Boden aufliegt, also in der Standphase.
Wie finde ich heraus, ob ich Pronierer, Supinierer oder Neutralläufer bin?
Möchtest Du nun selbst herausfinden, ob Du Supinierer, Pronierer oder Neutralläufer bist, gibt es zwei Möglichkeiten, mit denen Du einen ersten Eindruck gewinnen kannst. Allerdings solltest Du nicht vergessen, dass Dein unteres Sprunggelenk nur ein Bruchteil dessen ist, was beim Kauf eines Laufschuhs beachtet werden sollte. Daher sollte die Pronation nicht das einzige Kriterium Deiner Entscheidung sein.
Mittels einer Videoaufnahme kannst Du in der Regel erste Hinweise finden, ob Du Supinierer, Pronierer oder Neutralläufer bist. Positioniere hierfür die Kamera bodennah und zentriere Sie auf eine gedachte Linie, auf der Du laufen wirst.
Auch der Verschleiß an der Schuhsohle liefert ebenso gute Hinweise auf Deine Lauf- oder Gangart. Ist der Schuh an der Außenseite abgelaufen, so bist Du mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Supinierer. Ist der Verschleiß an der Innenseite des Schuhs höher, so pronierst Du. Allerdings ist ein gewisser Grad höheren Verschleißes an der Innensohle gar nicht ungewöhnlich, denn das Pronieren versteht sich als natürliche Dämpfungsbewegung des Fußes und um von einer Überpronation sprechen zu können, sollte in der Regel ein deutlich höherer Verschleiß an der Innensohle vorliegen.
Muss ich jetzt etwas ändern?
Ganz wichtig ist jedoch nicht zu vergessen, dass Videoaufnahme und Verschleiß an der Schuhsohle lediglich erste Hinweise auf Deinen Schritt sind und eine endgültige Beantwortung der Frage dem Fachmann überlassen werden sollte.
Schließlich ist Supination und Pronation nicht alles, was man bei dem Kauf eines Laufschuhs beachten sollte. Möglicherweise liegen die Ursachen an Knie- oder Hüftgelenk, der Oberschenkel -, Gesäß – oder Wadenmuskulatur und das voreilige „Gegenarbeiten“ mit einem vermeintlich passenden Schuh könnte kontraproduktiv sein.
Zudem ist eine Supination oder (Über-)pronation nicht zwingend etwas Schlechtes. Zumindest besteht vorerst kein Grund zur Annahme, dass der Winkel zwischen dem Schienbein des Läufers und dem Fuß korrigiert werden muss. Du solltest also nicht ohne eine umfassende Analyse anfangen Deine natürliche Körpermechanik zu verändern. Dies zwingt Deine Muskulatur zu einer Anpassung, wodurch die Gefahr anderer neuer Belastungen entstehen und nicht zuletzt auch zu Überlastungen führen kann.
Ob du nun einen Laufschuh brauchst, der Dein Abrollverhalten versuchst zu ändern, lässt sich somit nicht pauschal sagen. Viele andere Parameter, die weit aus bedeutender sein könnten, können noch mal ein ganz anderes Bild auf Deine Pronation werfen.